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Leben im Jetzt

‚Leben im Jetzt‘ oder ‚Leben im Moment‘ hört man sehr häufig, vor allem in Zusammenhang mit dem Begriff ‚Achtsamkeit‘.  Was ist damit gemeint und wie geht das?

Viele Menschen leben nicht in der Gegenwart, sondern in der Zukunft. Das klingt dann so:

  • „Wenn ich erst den richtigen Partner gefunden habe, werde ich glücklich sein.“
  • „Wenn ich 5 Kilo abgenommen habe, werde ich viel zufriedener sein.“
  • „Wenn wir erst Kinder haben, dann werden wir so richtig glücklich sein.“
  • „Wenn wir ein eigenes Haus haben, wird unser Leben viel schöner sein.“
  • „Wenn die Kinder aus dem Gröbsten raus sind, können wir das Leben endlich genießen.“
  • „Wenn ich endlich in Pension bin, werde ich…..“


Mit dieser Art zu denken, können wir nur enttäuscht werden. Wenn das lang Ersehnte nämlich endlich eintritt, folgt kurz darauf oft die Ernüchterung. Dann stellen wir fest, dass der neue Partner, die Traumfigur, die Kinder oder das Haus eben nicht alle unsere Probleme lösen weil unser Glück eben nicht von äußeren Umständen abhängt, sondern nur aus unserem Innersten kommen kann.

Früher war alles besser?

Kurioserweise  meinen wir oft gleichzeitig, dass wir früher glücklicher waren. Auf unsere Schulzeit, die Zeit unserer Jugend oder als junge Erwachsene blicken wir jetzt mit einem Seufzen zurück und sagen uns, wie gut wir es doch damals hatten.

Gedanken, die mit „Ach, hätte ich doch damals…“ beginnen, lassen uns übrigens ebenfalls in der Vergangenheit leben.

Das Leben findet hier und jetzt statt!

Wenn wir das Leben aufschieben, verpassen wir es genauso wie wenn wir in der Vergangenheit feststecken.

Leben im Jetzt heißt: das Leben so zu lieben, wie es heute ist. Das Beste aus jedem Tag zu machen. Dankbar zu sein, für diesen Augenblick und ihn zu genießen. Egal, wo ich gerade bin, egal, was ich gerade mache, ich habe immer die Wahl,wie ich darüber denke. Die Entscheidung glücklich zu sein, liegt immer bei mir.

NUR im Heute?

„Darf ich überhaupt nicht mehr an die Zukunft oder an Vergangenes denken?“ wird sich der eine oder andere jetzt fragen. So ist es natürlich nicht! Klar brauchen wir Ziele, Pläne und Träume. Natürlich tut es unserer Seele gut, in schönen Erinnerungen zu schwelgen.

Wir sollen nur das Glücklichsein nicht auf später verschieben oder in der Vergangenheit danach suchen! Uns bewusst machen, dass wir JETZT leben und das schätzen, was jetzt gerade da ist.

Was du heute kannst besorgen…

… das verschiebe nicht auf morgen. Diesen alten Spruch sollten wir viel mehr auf die schönen Dinge im Leben anwenden. Und dazu habe ich für euch noch eine Geschichte zum Nachdenken gefunden:

Mein bester Freund öffnete die Kommodenschublade seiner Ehefrau und holte ein in Seidenpapier verpacktes Päckchen heraus. Es ist nicht irgendein Päckchen, sondern ein Päckchen mit Unterwäsche darin. Er warf das Papier weg und betrachtete die Seide und die Spitze. „Das kaufte ich, als wir zum ersten Mal in New York waren. Das ist jetzt 8 oder 9 Jahre her. Sie trug es nie. Sie wollte es für eine besondere Gelegenheit aufbewahren. Und jetzt, glaube ich, ist der richtige Moment gekommen!”

Er näherte sich dem Bett und legte die Unterwäsche zu den anderen Sachen, die von dem Bestattungsinstitut mitgenommen wurden. Seine Frau war gestorben. Als er sich zu mir umdrehte, sagte er: „Bewahre nichts für einen besonderen Anlass auf! Jeder Tag den du lebst, ist ein besonderer Anlass.”

Ich denke immer noch an diese Worte… sie haben mein Leben verändert. Heute lese ich viel mehr als früher und putze weniger. Ich setze mich auf meine Terrasse und genieße die Landschaft ohne auf das Unkraut im Garten zu achten. Ich verbringe mehr Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden und weniger Zeit bei der Arbeit. Ich habe begriffen, dass das Leben eine Sammlung von Erfahrungen ist, die es zu schätzen gilt. Von jetzt an bewahre ich nichts mehr auf. Ich benutze täglich meine Kristallgläser. Wenn mir danach ist, trage ich meine neue Jacke, um in den Supermarkt zu gehen. Auch meine Lieblingsdüfte trage ich dann auf, wenn ich Lust dazu habe. Sätze wie z.B. “Eines Tages...” oder  „An einem dieser Tage…” sind dabei, aus meinem Vokabular verbannt zu werden. Wenn es sich lohnt, will ich die Dinge hier und jetzt sehen, hören und machen.

Ich bin mir nicht ganz sicher, was die Frau meines Freundes gemacht hätte, wenn sie gewusst hätte, dass sie morgen nicht mehr sein wird (ein Morgen, das wir oft zu leicht nehmen). Ich glaube, dass sie noch ihre Familie und enge Freunde angerufen hätte. Vielleicht hätte sie auch ein paar alte Freunde angerufen, um sich zu versöhnen oder sich für alte Streitigkeiten zu entschuldigen. Der Gedanke, dass sie vielleicht noch chinesisch essen gegangen wäre (ihre Lieblingsküche), gefällt mir sehr.

Es sind die kleinen unerledigten Dinge, die mich sehr stören würden, wenn ich wüsste, dass meine Tage gezählt sind. Genervt wäre ich auch, gewisse Freunde nicht mehr gesehen zu haben, mit denen ich mich „an einem dieser Tage” in Verbindung hätte setzen wollen.

Genervt nicht die Briefe geschrieben zu haben, die ich „an einem dieser Tage” schreiben wollte. Genervt, meinen Nächsten nicht oft genug gesagt zu haben, wie sehr ich sie liebe.

Jetzt verpasse, verschiebe und bewahre ich nichts mehr, was uns Freude und Lächeln in unser Leben bringen könnte. Ich sage mir, dass jeder Tag etwas Besonderes ist…jeder Tag, jede Stunde sowie jede Minute ist etwas Besonderes!

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